Erleuchtung? –Alles ist erleuchtet: Du bist erleuchtet, ich bin erleuchtet,
der stille Wald ist es.
Das was leuchtet ist Bewusstsein und zwar die Essenz in ihm und hinter
ihm.
Das was leuchtet, ist nicht der individuelle Ausdruck – es ist vielmehr
Jenes, das durchscheint. Erleuchtung bedeutet, dass die Grundlegung
von allem, was in Existenz ist, sichtbar ist, dass das Absolute präsent ist.
Die innere Einheit des Lebens, sat, das“ reine“ Sein ist der Widerschein
des Absoluten .
SEIN als Einheit von allem ist universelles Prinzip und als solches
gänzlich un-persönlich
Sein erscheint sogar dem individuellen Ausdruck zunächst als
entgegengesetzt, als die andere Seite.
Wo Andersartigkeit erlischt
In der Stille, die Samadhi-Qualität hat, erlischt diese Andersartigkeit,
erlischt die vermeintliche Dualität von Ich und Welt und Ich und
Ewigkeit. Im Gegenwärtigsein als meditierendes Köper-Ich verliert das
Bewusstsein in der Ausrichtung auf die Stille des Absoluten seine eigene
Bewusstseinsbewegung und sogar die Idee von sich selbst.
Bewusstsein, das lebendige Kraft ist ,und sich, auf sich selbst
ausgerichtet, in der Großen Stille versenkt, versinkt jenseits von Ich und
Welt, sogar jenseits des wahrnehmenden Subjekts, des Zeugen.
Bewusstsein stirbt sich selbst im Absoluten, und es gibt nichts mehr, das
wahrgenommen werden könnte und niemandenden mehr, der
wahrnehmen könnte.
Dieser »zustandlose Zustand« ist das Absolute.
Wenn der Meditierende da ist, sogar jenseits der Wahrnehmung des »Ich
bin«, ist Seinsvergessenheit. Auf dieser Ebene gibt es keine Erleuchtung
und keinen, der erleuchtet wäre.Im Samadhi zerfällt alles, was zu sein
scheint und die klare Einfachheit unseres innersten SEINS enthüllt sich .
Verharren in der Leere
Im Hinblick auf das Körper-Ich ist das Verharren in dieser
Bewusstseinsleere des reinen Seins allerdings eine »Singularitätt«, eine
Grenzwertsituation. Der Samadhizustand, in dem das Absolute absolut
ist ,ist für ein Körper-Ich auf Dauer nicht lebbar -irgendwann kehrt das
meditierende Bewusstsein aus der Seinsvergessenheit zurück und
nimmt „sein“ Leben wieder auf (so wie etwa bei Ramana ).
Und hier setzt Verwirklichung an .
Wenn Bewusstsein zurückkommt aus den Tiefen des Seins und als das
Körper-Ich wieder auftaucht, steigt mit diesem das klare Wissen auf,
dass es „da „ war und dass es in seinem innersten Wesen „ Das „ist.
Was bleibt ,ist das Leuchten dieses Wissens : obgleich das Körper-Ich
in dieser bewusst-losen Leere nicht verharren kann, hat sich ihm sein
eigentlicher, unpersönlicher, existenzieller Kern enthüllt: die
unmittelbare Präsenz des Absoluten als permanent Seiendes ,als seine
eigentliche wahre Existenz .
Dies hat das im endlichen verankerte Ich schlagartig zur anderen
Seite,ins Unendliche katapultiert . Verwirklichung beginnt.
Was ist Verwirklichung
»Verwirklichung« ist vielleicht, was die mögliche Versprachlichung
angeht ,der zutreffendere Begriff, nicht »Erleuchtung“).
Was verwirklicht werden kann ist folgendes :
ein Leben zu leben,das um die unmittelbare Einheit von Leben und SEIN
weiss, ein Leben,das persönlich und zugleich überpersönlich ist .
Ein Leben , das die eigene persönliche Begrenzheit transzendiert ,ja
sogar die vielfältige Buntheit des Lebens durchschaut .
In dieser Bewusstseinshaltung wird das ICH BIN ,das reine SEIN( =„sat
„, Sanskrit : SEIN) ,die zum alleinigen Filter des Erlebens .
Die Seinsqualität macht das Magische aus , das unser Lebensfluss
annehmen kann : das Magische liegt im Sein . Sein ist die innere
Einheit des Lebens , seine innere versteckte Essenz . Leben ist nicht
Widerspruch und Verstückelung .
Verwirklichung verweist auf die Möglichkeit, den Quantensprung aus der
illusonären Idee eines individuell kontrollierbaren und persönlich
unabhängigen 3D-Lebens zu machen.
Wir springen in die Bewusstheit der lebendigen Kreativität einer
universellen Existenz, die unendliche ,transpersonale
Schöpfungsbewegung ist .
All das ist gänzlich un-persönlich und doch persönlich.
Das, was unserem System im Samadhi oder anderen
Erleuchtungserfahrungen spontan geschenkt wird, nämlich im Zustand
der Gnade in die Tiefe des eigenen Wesens zu fallen, und so die
Relativität des gesamten Körper-Geist-Systems zu erkennen – bedeutet
für das erfahrungshungrige Ich das Ende vom Anfang.
Hinter seinem Rücken beginnt die innere Einheit, der »innere Guru«,
nach und nach und auf ziemlich kreative Weise die einzelnen
Bewusstseinsverhüllungen der bisherigen Ich-Identität zu ent-leeren.
Unmittelbar gelebtes Wissen
Es ist also kein Ichwille nötig , der sich verwirklichen oder erleuchten
will, vielmehr geschieht die Auflösung der definierten Hüllen des
schöpferischen Bewussteins der Ich-Struktur und seiner Körper
beständig und aus sich selbst heraus:
Durch die Fähigkeit des gesamten Körper-Geist-Systems, sich durch
Meditation mehr und mehr in Stille zu gründen , nimmt die Transparenz
oder Filterlosigkeit im Körpersystem zum Absoluten hin zu und öffnet
sich so zur Verwirklichung .
Verwirklichung ist kein mentaler Prozess – es ist gefühltes unmittelbar
gelebtes, eindeutiges, klares Wissen um das, was wirklich ist.
Dieses Wissen hallt im gesamten Körper-Geistsystem wieder und
transzendiert seine oft widersprüchliche Komplexität schließlich zur
machtvollen Präsenz einer einheitlichen Kraft, die in uns und in unserem
Leben wirkt.
Sterben
Obwohl nicht ausgelöst durch das Ichbewusstsein – das Ich kann es
nicht tun und auch nicht intellektuell verstehen– bedeutet Verwirklichung
in gewisser Weise jahrelange Arbeit für das Körper-Ich. Es stirbt sich
selbst in der zunehmenden Ausrichtung auf die abstrakte Leere und
Einfachheit des Seins: Es muss loslassen und zusehen, wie sich Aspekte
des Vergangenen klären und Ereignisse und Identifikationen mit der Welt
zerfallen. Es muss letztendlich alle Bezugssysteme, alle Resonanzen
freigeben (die Familie, die Lebensgeschichte, die aktuellen Beziehungen,
die vorgeburtlichen Prägungen,die Idee einer linearen Zeit).
D.h , es erfährt das Sterben der Ich-Identität und deren Grundlage,
nämlich die Idee, ein Individuum zu sein.
All dies wird nur möglich durch klare Ausrichtung und die Verankerung
im Wissen, was wirklich und wahr ist.
Sich Einrichten im Paradoxen und Einfachen
Verwirklichung bedeutet das Ja zu vielerlei Prozessen der Auflösung und
Erlösung : Programmierungen der feinstofflichen Bewusstseinsebenen,
aber auch der physischen Erinnerungsspeicher (Stammhirn, Hirnrinde,
Bauchfell, Darm, Haut ...) verändern sich .
Energetisches Fließen in unseren Körperhüllen aber auch
Erschöpfungszustände verweisen auf die zunehmende Entstofflichung
unserer Körper beim Hinübergleiten der Bewusstseinsfilter vom
definierten individuellen Zentrum in ein nicht definiertes, universelles
Sein, das viele Zentren des kreativen Bewusstseins und der Bewusstheit
gleichzeitig halten kann . Es ist in allem primär als Gegenwärtigsein als
reiens SEIN präsent.
Verwirklichung verändert den Filter des Bewusstseins.
Es richtet sich im Paradoxalen ein : das Ich und seine Welt existiert im
Wissen ,das es unendlich und gleichzeitig „nur“ ein zeitlich begrenztes
Phänomen ist, dass es in seiner ganzen Wahrnehmung und seinen
Handlungspotentialen abhängig ist von Klängen ,die ihm vom
universellen Grossen Lebens zugeteilt werden,und dass gerade deshalb
unbegrenzte Fülle und individuelle Ent-grenzung möglich werden.
Gelebte Ent-grenzung und die Kostbarkeit am Leben zu sein
Im wissenden „Ja“ zur inneren Leere aller Formen und in der
existentiellen Verankerung in der stillen Weite des Seins , der wir in der
Meditation begegnen ,findet das Ich seinen wahren begrenzt-
unbegrenzten Ausdruck .
Dank seiner identifikationslosen eigenen Leere und Unbestimmtheit
beginnt das Ich alles gleichermassen zu lieben, im Einklang zu
schwingen mit dem universellen Leben - alle Verschiedenheit ebnet sich
ein ,alles ist gleich gut.
Das Ich kostet die stille Exstase der inneren Einheit von allem und die
stille Süße am/als Leben zu sein.
Erleuchtung? Besser Verwirklichung.
Verwirklichung dessen, was wir sind – und, ja, das geschieht ganz
selbverständlich in unserem System, wenn das Große Leben sich dazu
entscheidet- hinter unserem Rücken ...
und ja – es erscheint als faszinierender ,schmerz- und freudvoller,
anstrengender und ekstatischer Prozess der Ent-grenzung und
Transzendierung der traumgebundenen 3D, unserer „Welt“,
und ja – Verwirklichung ist eine von unzählichen Varianten der
universellen Schöpfung – eine der unzähligen Möglichkeiten, die das
Große Leben bereit hält.
Verwirklichung ist nichts Besonderes innerhalb der Vielfalt der Formen –
Sie ist gänzlich unpersönlich persönlich und so selbverständlich da wie
alle anderen Formen des Grossen Lebens auch.
Und ja –
Verwirklichung ist Gnade
-ein an Verwirklichung ausgerichtetes Leben bringt alles zum Leuchten,
was es berührt...