„Daher existiert weder Tod noch Geburt, (…) es existiert weder Befreiung noch ein Schüler, der die Befreiung sucht (…). Dies ist die höchste Wahrheit"
(Shankara ,vivecacudamansi sloka 574)
„…es gibt weder Entstehung noch Auflösung, weder Anwärter auf die Befreiung noch Befreite oder irgendjemanden, der in Knechtschaft ist …“
(Gaudapada ,MandukyaUP II,s.32)
Gibt es Seelenwanderung - Inkarnation?
oder: Wer ist es, der kommt und der geht?
(vgl. hierzu auch Raphaels Ausführungen in `Quellen des Lebens`und `Tat vam Asi`- beides im Kamphausen-Verlag)
Das, was ein unwiderrufliches Ende nimmt beim Sterben, ist der physische Körper und mit ihm das „Ich“ und alles, was als „persönlich“ erscheint bzw. erschienen ist.
Beim Sterben erlischt das Ich und zwar deshalb, weil es keine Existenz hat auf der Ebene des Wirklichen.
Die Existenzform des Ich existiert und erscheint nur aus der Perspektive der linearen erdgebundenen Zeit und im Rahmen der Vielfalt und der scheinbaren Vereinzelung der Formen. Nur die
Identifikation mit dem Körper und das duale Bewusstsein des Ich - Du gewährleistet ein individuelles Ichbewusstsein. Wenn der Körper stirbt, stirbt auch zwangsläufig das Ich.
Es bleibt, was vorher war – bevor das „Ich“ auftauchte in der frühen Kindheit: Bewusstsein als resonantes, nicht-individuelles, zusammenhängendes ungetrenntes schöpferisches Einheitsbewusstsein,
nicht trennbar von seinem Substrat, von seiner wirklichen Grundlage: dem Absoluten.
Was also fortbesteht nach dem Tod ist das, was immer schon war, und das sind die „Matrix“-Ebenen des Feinstofflichen – Kernprogramme des schöpferischen Bewusstseins im Spiegel des
Absoluten.
Diese sind jetzt allerdings auf bestimmten Ebenen „angereichert“ durch die Erfahrungen, die entstanden sind aus den Dynamiken von Ich und Schöpfung innerhalb des kreativen Bewusstseins.
Während der Lebensspanne sind das reflexive (unbewusst re-agierende) und das reflektierende (bewusst re-agierende) Ich, das durch die Seelenmatrix ausgestaltet wird und das universell
schöpferische Bewusstsein eine untrennbare kreative Einheit.
Im Sterbeprozess zerfällt diese Einheit von Körper–Ich, Seelenmatrix (= die resonanten Schöpfungsprogramme, die das Körper-Ich aufrechterhalten, geführt und ausgestaltet haben) und universeller
Substanz.
In den auf das „Ich“ ausgerichteten resonanten Schöpfungsebenen löst sich die Ichvorstellung auf, sie lösen sich ab von der Körperresonanz und es erlischt die Idee im Bewusstsein, dass da einer
war, der ein bestimmtes Leben gelebt habe.
Das Ich stirbt und mit ihm seine Lebensgeschichte.
Die bisher mit dem Körper-Ich verbundenen Schöpfungsinhalte reintegrieren sich ins universelle schöpferische Bewusstsein. In diesem Bewusstsein ist keine Idee mehr von einem Ich oder oder einem
Bewusstsein, das weiß, das es existiert. Es bleibt kreatives Bewusstsein in Bewegung, das völlig unpersönlich ist, und dessen Existenzgrundlage selbst jenseits der Schöpfung ist, immer schon war
und ewig sein wird:
Das universelle kreative Bewusstsein ist letztendlich nur der Widerschein des reinen inhaltsleeren SEINS, des Absoluten, der ewigen Konstante.
Was veranlasst nun eine erneute Projektion dieses „un-persönlichen„ Bewusstseins und seine Ausgestaltung zu einem ihm entsprechenden „neuen“ Körper-Ich?
Auf der Ebene des feinstofflich universellen Bewusstseins, in den eingefalteten nicht-manifesten „Samenebenen“, sind Bewusstseinsaspekte eingelagert, die noch mit Körperlichkeit und
Erfahrungsinhalten identifiziert sind - u.U. Erdresonanzen als Verhaftungen aufweisen und daher nach erneuter Öffnung und Ausgestaltung verlangen….
Diese „Samen „werden Teil eines „individuellen“ Seelenbewusstseins (des jivan).
Es ist also nicht das empirische Ich, das „wandert„. Es sind bestimmte, noch mit schöpferischer Energie gefüllte Schwingungsspektren des Bewusstseins. Wie wir gesehen haben, existiert das Ich nur
in der Körper-Ich-Vorstellung. Was in Existenz tritt, sind die sich erneut projizierenden Samenpotentiale des Seelenpotentials bzw. des universellen Isvara-Bewusstseins.
Der Sexualakt der Eltern macht es möglich, dass das potentielle Samengut Gestalt annimmt und sich verkörpern kann – und zwar – nach dem universellen Gesetz der Resonanz: d.h. Kernprogrammierungen
der Samenebenen und deren innere „Zielsetzung“ „suchen„ sich die ihnen entsprechenden passenden Grundkräfte, die Teil der Seelen bzw. der Bewusstseinsspektren der Eltern sind. Auch die Energie
des Zeugungsaktes wird zum Prägungs-Filter für die Samensubstanz im Moment der Zeugung.
Das Kind im Mutterbauch hat noch kein Ichbewusstsein und auch noch kein Bewusstsein von „ich bin in Existenz„ - es ist unschuldiges kreatives SEIN.
Das empirische Ich erscheint erst in den ersten 3 Monaten - und zwar zunächst als Frequenz, als Ich-Schwingung, nicht als sich seiner selbst bewusstem „Ich“, als Ich-Kern. Bis dahin schwingt das
Kind als Teil des Einheitsbewusstseins – sogar sein Körperausdruck ist Teil der kollektiven (!) Matrixebenen („Schablonen“).
Das spätere‚ Ich-Bin-Bewusstsein’ des kleinen Erdenbürgers ist zunächst undifferenzierte Kernmasse der Samenebenen der Seele, die als offenes System in Resonanz zu den Eltern und zum
feinstofflichen Universum schwingt und primär SEIN (sat) ist.
Die Kernmasse der Seele ist Teil der universellen Kernmasse, der prakriti. Sie erscheint nur solange als individueller Seelenausdruck wie das Bewusstsein identifiziert bleibt mit dem Einzelwesen
(Körper-psychische Struktur-Seele)
Diese Software der Seele, ihre kreative Masse mit dem Verlangen nach Ausdruck in den einzelnen Samenebenen (prarabdha-karma) ist die wahre Herrscherin der „Individualität“ –sie gibt den Ton an
und zieht damit die „richtigen„ Eltern an Land, sie gibt den Ton an bei zentralen Erfahrungsfolgen(karma) und bestimmt die zentralen Wachstumsrhythmen.
„Das empirische Ich ist nur eine einfache Erscheinung, die auf Zeit und Raum bezogen ist“ (Raphael)
Aber auch die Seele, der jivatman, ist nur von relativer Dauer – er ist letztendlich Teil der universellen Bewusstseinsbewegung (Brahma saguna) und hat seinen Ur-grund, also seine wahre Existenz
in der permanent seienden großen Gegenwart des unbewegten, inhaltleeren Absoluten (brahma nirguna).
In der inneren Substanz ihrer kreativen Masse, die ja essentielle Einheit ist, drängt die Seele zur universellen Bewusstseinsebene (dem Schöpfer) und zu ihrem un-bewegten Urgrund „zurück„. Diese
Bewegung der Seele ist nicht als Erfahrungsreise einer bestimmten Seele zu verstehen oder als Seelenevolution. Vielmehr projiziert sich ständig das gesamte Potential der Schöpfung als solches
(brahma saguna) und das Seelenbewusstsein (jivatman) erscheint uns als einzelnes oder besonderes, weil es für eine bestimmte begrenzte Zeit mit einer bestimmten begrenzten Software identifiziert
bleibt.